Multiple Sklerose (MS)

Man nennt MS auch die „Krankheit der tausend Gesichter“: Denn die Symptome und der Krankheitsverlauf sind von Betroffenem zu Betroffenem unterschiedlich – und damit auch die Herausforderungen im Alltag.

Nervenzellen Multiple Sklerose

Bei Multipler Sklerose werden die Nervenhüllen beschädigt. Dadurch liegen Nervenfasern teilweise frei, was zu einer gestörten Weiterleitung elektrischer Signale führt.

MS – was ist das?

Die Multiple Sklerose (MS) gehört zu den so genannten Autoimmunkrankheiten, bei denen das Immunsystem sich aufgrund einer Störung gegen den eigenen Körper richtet und nicht nur gegen „Feinde“ wie Krankheitserreger oder Krebszellen. Bei der Multiplen Sklerose werden die äußeren Schichten der Nervenfasern im Zentralnervensystem (ZNS) angegriffen, die sogenannten Markscheiden. Deren schleichende Zerstörung führt zu einer verlangsamten Nervenleitung. In der Folge werden die von diesen Nervenzellen gesteuerten Körperfunktionen beeinträchtigt. Ihren Namen hat die Krankheit, da sich im ZNS der Betroffenen oft nach einiger Zeit vielfache Vernarbungen finden, die in der Fachsprache als „multiple Sklerosen“ bezeichnet werden.

Woher kommt MS?

Die Ursachen der MS sind bis heute nicht geklärt. Vermutet wird eine Mischung aus Vererbbarkeit (mehr als 200 Gene(1) machen für eine MS-Erkrankung empfänglich) und Umweltfaktoren (z. B. Virusinfektionen wie Masern, Herpes oder Pfeiffersches Drüsenfieber, Rauchen). Laut aktuellen Studien aus Dänemark und Finnland(2) gibt es einen Zusammenhang zwischen niedrigem Vitamin-D-Spiegel bei Säuglingen und einer erhöhten Erkrankungsanfälligkeit im späteren Leben. Vermutlich spielen individuelle Veranlagungen und unterschiedliche äußere Faktoren zusammen, die zum Ausbruch der Krankheit führen.

Was sind die Symptome?

Da die Entzündungsherde sich über das gesamte ZNS verteilen können, sind die Symptome recht unterschiedlich. Typisch ist ein zügiger Krankheitsbeginn (innerhalb von wenigen Stunden bis Tagen).

Die Hauptsymptome sind

  • Gefühlsstörungen in den Armen und Beinen, damit verbunden auch Unsicherheit beim Gehen und Stehen
  • Kraftlosigkeit und erhebliche Müdigkeit
  • Störungen bei der Entleerung von Darm und Blase
  • Seh- und Sprechstörungen
  • Schmerzen, Missempfindungen (Kribbeln) und Lähmungen in verschiedenen Körperteilen.

Man unterscheidet zwei Verlaufsformen: Die eine ist die schubförmige MS, bei der sich akute Phasen mit starken Beschwerden mit Zeitabschnitten abwechseln, in denen es den Patientinnen und Patienten wieder besser geht. Die andere ist die progrediente (fortschreitende) MS, bei der die Symptome unaufhaltsam zunehmen: Dies kann von Beginn der Krankheit an spürbar sein oder sich nach einem zunächst schubförmigen Verlauf einstellen.

Wie häufig ist die Krankheit?

In Deutschland sind etwa eine Viertelmillion Menschen an MS erkrankt.(3) Die MS gehört zu den häufigsten neurologischen Krankheiten bei jungen Erwachsenen. Bei etwa einem Drittel der Betroffenen tritt MS im Alter zwischen 25 und 35 Jahren auf, sie kann aber auch schon im Jugendalter auftreten.(4) Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Eine Studie aus Kanada zeigt, dass MS-Erkrankte durchschnittlich eine um etwa vier Jahre geringere Lebenserwartung als gesunde Menschen haben.(5)

Wie kann man MS behandeln?

Die Erkrankung ist derzeit nicht heilbar. Jedoch lassen sich heute mit sogenannten Basistherapeutika viele Schübe verhindern und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen. Es gibt Medikamente, die die Angriffe des Immunsystems auf die Nervenzellen bei schubförmiger MS abschwächen. So muss eine Erkrankung heute nicht mehr zwangsläufig zu schweren Behinderungen oder Arbeitsunfähigkeit führen. Die Forschung befasst sich aktuell jedoch nicht nur mit Medikamenten, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen, sondern auch mit der Frage, wie Schäden repariert werden können, die die Krankheit bereits verursacht hat.

Da bis heute kein Universalmedikament existiert, das alle Schübe verhindern kann, und gegen bestimmte Formen der MS noch kein oder erst ein Medikament zugelassen ist, bleibt die Pharmaforschung ihrem Auftrag verpflichtet: weitere Medikamente zu entwickeln, die noch wirksamer und noch besser verträglich sind – im Sinne der Patientinnen und Patienten.