Epilepsie

Das altgriechische Wort epílēpsis bedeutet auf Deutsch „Angriff“ oder „Überfall“ – und das trifft es tatsächlich gut: Denn bei dieser Erkrankung werden Hirn und Körper buchstäblich und urplötzlich von Anfällen heimgesucht.

Mikroskopische Nahaufnahme einer Nervenzelle

Was ist das?

In unserem Gehirn müssen pausenlos Informationen und Reize zwischen den einzelnen Nervenzellen weitergeleitet werden. Entlang einer Nervenzelle geschieht dies mit sehr schwachem elektrischen Strom – und von einer Nervenzelle zur nächsten über biochemische Stoffe, die sogenannten Neurotransmitter. Wer an Epilepsie erkrankt ist, bei dem kommt es immer wieder zu spontanen Entladungen der Nervenzellen. Diese Entladungen stören das empfindliche Gleichgewicht der Neurotransmitter – und in der Folge auch die Weiterleitung der Informationen und Reize. Wenn dies akut geschieht, spricht man von einem epileptischen Anfall. Die Epilepsie ist also eine körperliche Erkrankung, keine psychische.(1)

Woher kommt Epilepsie?

Warum diese Krankheit auftritt, ist bis heute nicht restlos geklärt. Verschiedene Faktoren können zusammenkommen und eine generelle Anfälligkeit für Epilepsie mit sich bringen: So gibt es einerseits Erbfaktoren, andererseits aber auch äußere Faktoren. Dazu gehören Hirnschäden, eine Infektion des Gehirns mit Krankheitserregern (z. B. Herpesviren, Masern, Hepatitis C) oder Stoffwechselkrankheiten. Akute Anfälle können jedoch auch bei ansonsten gesunden Menschen auftreten, beispielsweise durch hohen Stress und Schlafmangel, Drogen- oder Alkoholmissbrauch, hohes Fieber – aber auch durch flackernde Lichtreize, wie man sie aus der Diskothek oder von Computerspielen kennt.

Was sind die Symptome?

Ärzte unterscheiden zwischen sogenannten „fokalen Anfällen“, bei denen nur bestimmte Teile des Gehirns betroffen sind und „generalisierten Anfällen“ – hier ist das gesamte Gehirn betroffen. Epileptische Anfälle können daher sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Typisch sind Muskelzuckungen und -krämpfe, Bewegungsunruhe, Versteifen oder Zucken der Gliedmaßen, es kann aber auch zu einer völligen Erschlaffung der Muskeln kommen. Hinzu gesellen sich häufig Gefühls- und Wahrnehmungsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle, das Sehen von Lichtblitzen sowie Beschwerden wie Schwindel oder Übelkeit. In manchen Fällen kommt es zu Bewusstseinstrübungen bis hin zur Bewusstlosigkeit. Im Rahmen eines starken Anfalls („Grand mal“, frz. für „großes Unheil“) herrscht hohe Verletzungsgefahr: Erkrankte können am Steuer eines Autos einen Unfall verursachen, sich auf die Zunge beißen oder auch stürzen. Aus diesem Grund wird die Krankheit im Volksmund auch „Fallsucht“ genannt.

Wie häufig ist die Krankheit?

Man geht davon aus, dass etwa fünf bis zehn Prozent aller Menschen eine sogenannte „erhöhte Anfallsbereitschaft“ haben(2) – sie erleben mindestens einmal in ihrem Leben unter besonderen Umständen bzw. äußeren Einwirkungen einen epileptischen Anfall. Unter einer aktiven Epilepsie leidet in Deutschland etwa 0,5 bis ein Prozent der Bevölkerung(3) , also zwischen 400.000 und 800.000 Menschen. Die Hälfte der Epilepsien beginnt vor dem zehnten Lebensjahr.

Wie kann man Epilepsie behandeln?

Bei einem starken epileptischen Anfall handelt es sich um einen Notfall, der schnell medikamentös behandelt werden muss. Bei einer bekannten Neigung zur Epilepsie müssen Betroffene regelmäßig eines oder mehrere Medikamente einnehmen. Moderne Präparate haben das Ziel, eine hohe Lebensqualität mit möglichst geringen Beeinträchtigungen durch die Epilepsie sicherzustellen. Im Idealfall können durch eine medikamentöse Behandlung Anfälle ganz verhindert werden. Ist dies nicht möglich, wird zumindest versucht, die Zahl der Anfälle oder ihre Schwere zu verringern.(4) Derzeit sind mehr als 20 verschiedene Wirkstoffe zugelassen, die für die verschiedenen Epilepsieformen unterschiedlich gut geeignet. Welche dieser Mittel der Arzt verschreibt, hängt vom Einzelfall ab: Bestimmte Präparate sind für manche Menschen besser verträglich als andere. Bei der Verschreibung werden aber auch die persönlichen Lebensumstände der Patientin oder des Patienten sowie das Profil der eventuellen Wechsel- und Nebenwirkungen berücksichtigt.(4) Ein Betroffener gilt als geheilt, wenn er seit mindestens fünf Jahren anfallsfrei ist, davon mindestens das letzte Jahr ohne Medikamente.