Krebs

Was genau ist Krebs? Die Frage stellen sich viele, denn wohl jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens entweder selbst oder im Familien- oder Freundeskreis Kontakt mit dem Krankheitsbild. Seit mehr als hundert Jahren arbeitet die Forschung an Therapie und Heilung. Die Bilanz kann sich sehen lassen.

Eine an Krebs erkrankte Seniorin gibt einem kleinen Mädchen einen Nasenstupser.

Krebs – was ist das?

Als „Krebs“ werden bösartige Tumore im Körper bezeichnet. Dabei handelt es sich um Geschwulste, die unkontrolliert wachsen. Grund dafür, dass sie entstehen, sind Veränderungen genetischer Informationen, die man auch Mutationen nennt. Was genau passiert dabei? Für jede Zelle bestimmt ihre genetische Information, wie sie aussieht und welche Aufgaben sie hat: Diese Information ist in der DNA festgeschrieben, die im Zellkern liegt – aufgerollt zu sogenannten Chromosomen. Die Gene sind Abschnitte der DNA, die die Baupläne aller Proteine einer Zelle enthalten. Bei Proteinen handelt es sich um Eiweiße, die Zellen wachsen, reifen, altern und absterben lassen. Verändert sich die genetische Information, kann das zum Beispiel dazu führen, dass Proteine überaktiv werden oder ihre eigentliche Funktion nicht mehr ausüben, und sich dadurch die Zellen unkontrolliert vermehren. So entsteht Krebs.
Ein Tumor wirkt verdrängend und zerstörerisch auf das Gewebe, das ihn umgibt. Zusätzlich können sich Krebszellen über Blutgefäße oder Lymphbahnen im Körper ausbreiten und auch in anderen Geweben und Organen zu Tochtergeschwülsten, den Metastasen führen. Man spricht dann davon, dass der Krebs „streut“.(1)

Woher kommt Krebs?

Die Wissenschaft kennt heute Risikofaktoren, die die Gene verändern und so das Entstehen von Krebs fördern können: Dazu gehören Tabakkonsum, der Umgang mit Chemikalien, chronische Infektionen, ein erhöhter Alkoholgenuss, eine ungesunde Lebensweise mit wenig Obst, Gemüse und Bewegung und für die Haut schädliche UV-Strahlen. Ein weiterer Faktor ist das Alter.
Obwohl die genetischen Veränderungen zumeist erst im Laufe des Lebens auftreten, lassen sie sich auch vererben: Rund fünf bis zehn Prozent der Krebserkrankungen haben ihre Ursache in einer angeborenen Veranlagung. Beim sogenannten familiären Krebs ziehen sich die Erkrankungen durch die Generationen und befallen auch schon junge Angehörige. Wer dieses Risiko aufgrund seiner Familiengeschichte fürchtet, findet hier Beratung über Früherkennungsmaßnahmen und vorbeugende Behandlungsmöglichkeiten.(2)

Was sind die Symptome?

Zu Beginn einer Krebserkrankung ist es für Betroffene schwierig, durch konkrete Beschwerden die Gefahr zu erkennen. Wer jedoch einige entscheidende Warnsignale kennt und rechtzeitig wahrnimmt, erhöht seine Chance auf Früherkennung und damit wirksame Therapie. Menschen, die eine oder mehrere der folgenden Veränderungen an ihrem Körper beobachten, sollten einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

Medizinische Fachleute können eine Krebserkrankung ausschließen. Mit diesem Ziel führen sie außerdem diverse Früherkennungsuntersuchungen durch, für die die Krankenkasse ab bestimmten Altersstufen die Kosten übernimmt.

Wie häufig sind Krebserkrankungen?

Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland erkrankt im Laufe des Lebens an Krebs.(4) Die Zahl der Neuerkrankungen liegt jedes Jahr bei 500.000 Menschen.(2) Gerade ältere Menschen haben ein höheres Risiko, da das Reparatursystem der Gene mit dem Alter an Leistungsfähigkeit abnimmt. So zeigen die Zahlen, dass Männer und Frauen im Mittel 69 Jahre alt sind, wenn bei ihnen eine Neuerkrankung diagnostiziert wird. Es gibt jedoch auch Krebsarten, die insbesondere jüngere Erwachsene betreffen: Im Schnitt sind Männer, die an Hodenkrebs erkranken, 38 Jahre alt.(2)

Wie kann man Krebserkrankungen behandeln?

Wohl jeder hat schon von der Chemotherapie gehört, die Wachstum, Teilung und Vermehrung der Krebszellen verhindert. Zumeist per Infusion erhalten Patientinnen und Patienten bestimmte Medikamente, die als „Zytostatika“ bekannt sind – das lässt sich als „Zell-Hemmer“ übersetzen. Nur in einigen Fällen bekommen Betroffene eine „regionale“ oder „lokale“ Chemotherapie, etwa bei der Behandlung von Hauttumoren mit einer Salbe. Mit dem Ziel, einen Tumor zu bekämpfen und Krebszellen abzutöten, die schon in andere Körper gestreut haben, wirkt eine Chemotherapie im Regelfall im ganzen Körper. Dadurch wird jedoch nicht nur den Krebszellen das Handwerk gelegt, auch gesunde, insbesondere schnellwachsende Zellen können Schaden nehmen. So kommt es zu den bekannten Nebenwirkungen wie Haarausfall und Durchfall. Mit weiteren Medikamenten kann die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten sichergestellt werden.

Im Laufe der Jahrzehnte hat die Forschung weitere Erkenntnisse gewonnen und sogenannte zielgerichtete Therapien entwickelt, die zwischen gesunden Zellen und Krebszellen unterscheiden und nur auf bestimmte Strukturen einwirken. Ein Beispiel dafür sind sogenannte „Immun-Checkpoint-Hemmer“, mit denen Erkrankte behandelt werden: Sie machen Tumorzellen für das Immunsystem erkennbar und überlassen es der körpereigenen Abwehr, den Krebs zu bekämpfen. Wichtige Helfer dabei sind Antikörper, die gezielt bestimmte Merkmale auf Krankheitserregern, Zellen und Fremdstoffen erkennen – auch auf Tumorzellen.(5) Damit binden sie sich ausschließlich an Krebszellen und weisen der Immunabwehr den Weg, diese zu vernichten.

Dass genetischen Veränderungen Auslöser für Krebs sind, ist seit 1960 dank der Arbeit zweier amerikanischer Forscher bekannt.(6) Diese Erkenntnis war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg hin zu noch genaueren Therapien, die unter dem Stichwort „Präzisionsonkologie“ bekannt sind. Begonnen hat diese neue Ära der Krebsforschung 2001 mit einem ersten Arzneimittel, das seitdem in der Behandlung verschiedener Leukämie-Formen eingesetzt wird(7) : Es zielt auf die mutierten Blutstammzellen ab und unterdrückt deren krankhaft gesteigerte Vermehrung. Die Präzisionsonkologie stellt die zugrundeliegende genetische Störung in den Fokus. Indem die Medikamente spezifisch auf dieses Ziel wirken, werden andere Bereiche des Körpers weitestgehend geschont und die Krebsbehandlung für Patientinnen und Patienten verträglicher.

„Die eine Standardtherapie“ gegen Krebs gibt es also nicht. Kein Wunder, weil es auch „den Krebs“ nicht gibt, sondern über 200 verschiedene Arten. Selbst Medikamente, die auf dem gleichen Wirkprinzip aufbauen, unterscheiden sich deutlich voneinander.(8) Die heutige Vielfalt der Therapieprinzipien hilft Betroffenen und Behandelnden: Indem die verschiedenen Arzneimittel in Kombination oder als Anschlussbehandlung verwendet werden, wenn der Tumor gegen die erste Therapie resistent geworden ist, verhelfen sie zu immer besseren Behandlungserfolgen.
Die forschende Pharmaindustrie misst der Entwicklung neuer Krebsmedikamente einen hohen Stellenwert bei. So kommen jedes Jahr rund zehn neue Mittel gegen unterschiedliche Krebsarten auf den Markt, und bei vielen schon vorhandenen Medikamenten werden die Anwendungsmöglichkeiten auf weitere Krebsarten und -stadien erweitert.(4)
Die aktuelle Zwischenbilanz liest sich erfreulich: Rund die Hälfte aller Krebserkrankten kann heute geheilt werden ¬– bei Kindern sind es sogar vier von fünf Fälle.(2)