Möchte Patienten mehr Luft zum Leben geben: Dr. Korbinian Berschneider, Novartis

« Wir möchten Patienten mit Atemwegserkrankungen mehr Luft zum Leben zu geben. »

Korbinian Berschneider

Nachgefragt ...

Warum sind Sie Forscher geworden?

Die naturwissenschaftliche Forschung begleitet mich seit meiner frühen Kindheit. Damals haben wir in Chemiebaukästen bunte Pulver und Flüssigkeiten zusammengemischt. Die Farbe veränderte sich dann, alles schäumte, ohne dass wir wussten, warum. Nach und nach haben wir in unseren Experimenten systematisch die Bedingungen geändert, um den größten Knalleffekt zu erzielen. Im Studium habe ich dann entschieden, in der medizinischen Forschung zu arbeiten und nicht mehr nach dem größten Knalleffekt, sondern nach dem größten Effekt für die Patienten zu suchen.

Was wird durch Ihre Arbeit als Forscher besser?

Wir möchten Patienten mit Atemwegserkrankungen mehr Luft zum Leben zu geben. Für viele von ihnen ist schon die geringste Belastung mit Atemnot verbunden. Das Gefühl zu ersticken, keine Luft mehr zu bekommen, ist in meiner Vorstellung eines der schlimmsten Symptome. In unseren Studien testen wir neue Medikamente für Patienten mit Asthma oder chronisch obstruktiver Lungenerkrankung, kurz COPD, um präzise zu beschreiben, welche Medikamente für welche Patienten geeignet ist.

Was ist der größte Durchbruch in ihrer beruflichen Laufbahn?

Wir konnten zeigen, dass eine gründliche Belüftung der Lunge bei COPD-Patienten positive Auswirkungen auf die Herzfunktion hat. Vor allem ältere Patienten haben oft nicht nur eine, sondern mehrere Erkrankungen, denn: ein Unglück kommt selten allein. Wir konnten zeigen, dass sich bei COPD Patienten Luft in der kranken Lunge staut und wie ein Ballon auf das Herz drückt. Eine gezielte medikamentöse Behandlung kann den Druck verringern und positive Effekte auf das Herz haben, denn auch das Herz braucht Platz zum Atmen. So können wir den lungenkranken Patienten gleich doppelt helfen.

Gab es auch Rückschläge in Ihrer Karriere?

Ich habe die hilfreiche Eigenschaft, den Blick auf die Zukunft zu richten, und auf das, was möglich ist. Denn natürlich gibt es in der Wissenschaft immer wieder etwas, das nicht so klappt, wie man es gerne hätte. Schlimmer ist es für mich, wenn ich von einer guten Idee überzeugt bin, aber andere nicht überzeugen kann. Wenn ich die Idee ruhen lassen und mich anderen Themen zuwenden kann, kommt oft der entscheidende Geistesblitz.

Was wollen Sie in Ihrem Forscherleben erreichen?

Es ist mein Traum, als Forscher eine Studie durchzuführen, die die bisherige Behandlungspraxis grundlegend ändert, beispielsweise ein lang geltendes Dogma widerlegt und dadurch den Patienten eine Behandlung zukommen lässt, an die vorher nicht geglaubt wurde.


Korbinian Berschneider, PhD, Medical Advisor, Novartis.
Bevor Korbinian Berschneider den Weg in die Pharmaforschung fand, studierte er in München Biologie und Chemie auf Lehramt, wonach er ein Praktikum am Karolinska Institut in Stockholm anschloss. Dort und im Rahmen seiner Doktorarbeit am Helmholtz Zentrum in München nahm er den Bereich der translationalen, also interdisziplinären Medizin in den Blick. Heute arbeitet Korbinian Berschneider daran, die Therapie von Patienten mit Atemwegsbeschwerden zu verbessern. Seine Erkenntnis: Wer Leistungseinbußen am Herzen bemerkt, tippt selten auf eine pneumologische Ursache - das gilt auch für Ärzte. Eine Raucherlunge zum Beispiel hat wenig Elastizität und beansprucht viel Platz im Brustkorb, sodass sie aufs Herz drückt und dessen Leistungsfähigkeit einschränkt. Wenn jedoch die Lunge mit einem zielgerichteten Arzneimittel therapiert wird, verbessert dies die Herzfunktion. Ein Zusammenhang, welcher erst auf den zweiten Blick offensichtlich wird.